15.12.2017
ReferentInnen: Mohammed und Doa Mustafa, Andrew Abed El Nour
Moderation: Mahir Ahmetovic
Teilnehmende Klassen: 5 E, 6 E, 7 D, 7 E, 8 E
Ein Schwerpunkt des Vomxi-Projektes lag im Herbst 2017 darauf, unseren Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache zu vermitteln, wie erfolgreich man auch mit Migrationshintergrund im Berufsleben sein kann, wenn man klare Ziele hat und diese auch konsequent verfolgt. Daher wurde die Idee geboren, ehemalige Schülerinnen und Schüler des BORG Dreierschützengasse zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion über ihren beruflichen Werdegang einzuladen. Mohammed und Doa Mustafa sowie Andrew Abed El Nour haben ihre Wurzeln in Ägypten und sind in ihrer religiösen Grundhaltung vom Islam geprägt, was die Geschwister Mustafa allerdings nicht daran hinderte, ein Philosophiestudium zu beginnen und dieses auch mit einer Dissertation erfolgreich abzuschließen. Das verwundert vor allem insofern, weil Menschen aus dem arabisch-türkischsprachigen Raum meist anstatt eines geisteswissenschaftlichen Studiums ein naturwissenschaftliches wählen. Es war offensichtlich auch für die Eltern der beiden akzeptabel, ihren Kindern bei der Studienwahl freie Hand zu geben, womit verdeutlicht wird, dass auch muslimische Eltern weltoffen und tolerant agieren, wenn es um das Kindeswohl geht. Für die Zuhörerschaft war das eine wichtige Botschaft, da doch in manchen Familien sehr rigorose Vorstellungen bezüglich des beruflichen Werdeganges der Kinder vorherrschen.
Einen ganz anderen Weg, der aber auch zum Erfolg führen kann, ging Andrew Abed El Nour. Er gab offen zu, dass ihn die Schule nie wirklich interessierte, er sie aber mehr oder weniger absolvieren musste, weil das der Herzenswunsch seiner Eltern war. Heimlich machte er zusätzlich noch eine Ausbildung als Gastronomiefachkraft, betrieb dann eine Bar in der Grazer Innenstadt, studierte kurz Betriebswirtschaft und leitet seit einiger Zeit das Catering im Palazzo für den Jahrhundertkoch Edgar Witzigmann. Dieser Event findet der Stadthalle in Graz statt.
Alle drei Gäste betonten mehrmals, dass Zielstrebigkeit, Fleiß und Einsatz die Grundpfeiler jedwedes beruflichen sowie persönlichen Erfolges seien. Die Ethnie und die religiöse Ausrichtung seien dabei sekundär. Doa Mustafa, die ja seit jeher Kopftuchträgerin ist, hatte wegen dieses Bekleidungstückes auch nie ein Problem bei der Jobsuche. Sie meinte, sie habe trotz ihres muslimischen Glaubens in erster Linie immer ihre Begeisterung für die Tätigkeit in den Vordergrund gestellt und das habe auch ihre Arbeitgeber beeindruckt, sodass sie sich in ihrem Berufsleben nie diskriminiert fühlte. Sie vermittelte dadurch auch eine wichtige Botschaft für muslimische Mädchen, die sich manchmal in der Schule nicht wirklich anstrengen, weil sie danach ohnedies heiraten und eine Familie gründen wollen, sodass von ihnen eine berufliche Karriere somit nicht als erstrebenswert angesehen wird.
Allerdings ist der Alltag der Referentin und der beiden Referenten trotz des beruflichen Erfolges nicht immer konfliktfrei. Bis auf Andrew, der überwiegend österreichische Freunde hat und der sich als Grazer mit ägyptischen Wurzeln sieht, sind doch rassistische Ãœbergriffe seitens der Mehrheitsbevölkerung gegeben. Das sei auf die dunkle Haut- und Haarfarbe sowie auf das Kopftuch zurückzuführen. Doa und Mohammed haben zwar die österreichische Staatsbürgerschaft, fühlen sich aber nicht wirklich angenommen und daheim in unserem Land, obwohl sie hier ihren Lebensmittelpunkt haben und das Sozialsystem nicht belasten.
Die Podiumsdiskussion wurde durch einen literarischen Beitrag von Kausar El Eraky aus der 8 E-Klasse umrahmt, die ihre Erfahrungen mit Fremdsein in ein Gedicht kleidete, das ihr beim diesjährigen Poetry Slam in Wien den ersten Preis einbrachte. Auch die Schulgemeinschaft ist sehr stolz auf Kausar und gratuliert sehr herzlich zu diesem beachtlichen Erfolg.
Abschließend sei noch erwähnt, dass diese Veranstaltung von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wohlwollend aufgenommen wurde, was sich auch an der regen Beteiligung in Form von engagierten Fragen an die Gäste zeigte. Dafür sei unseren Schülerinnen und Schülern noch einmal herzlich gedankt!